FORTYONE: Dirk, wie immer: Wie ist der Stand der Dinge?
Dirk Nowitzki: Wie immer: In den letzten paar Monaten war viel los. Das Jersey Retirement war das absolute Highlight. Das war super, aber es gab irre viel zu organisieren: Leute aus Deutschland und von überall, Tickets, das Drumherum. Es war eine tolle Zeit, aber natürlich schon ein bisschen stressig. Danach waren wir mit den Kids ein paar Wochen in Schweden unterwegs. Ich habe ein bisschen Abstand gewonnen, haben ein bisschen abgeschaltet, sind ein bisschen Ski gefahren.
Ich erinnere mich noch daran, dass du zum Ende deiner Karriere manchmal gesagt hast: »Irgendwann will ich mal wieder Skifahren.« Weil dir das vertraglich verboten war, oder? Wie gut fährst du Ski?
Würzburg ist nur paar Stunden von München und den Alpen entfernt. Als ich aufgewachsen bin, waren wir oft Skifahren, in Italien. Und in der Schule waren wir zweimal in Saalbach-Hinterglemm in Österreich. Das war toll. Ich konnte damals ganz gut Ski fahren. Mit zwölf war ich das letzte Mal, und dann habe ich fast 30 Jahre Pause gemacht – und so sah es dann auch aus, als ich vor zwei, drei Jahren wieder auf Skiern stand. Es war fast so, als hätte ich’s neu lernen müssen. Einmal – kann ich mich erinnern – hat’s mich auf einer Eisplatte so gedreht, dass es mich auf die Schulter gedonnert hat. Da dachte ich mir: Jetzt weiß ich auch, warum man das während der Karriere nicht machen soll. Ich mache aber nix Wildes. Es macht mir Spaß, und das war’s. Ich werde kein Snowboarding anfangen oder Rennen fahren. Ich bin jetzt so solide, dass es Spaß macht. Ich kann auch mal eine schwarze Piste runter, aber eigentlich eher Blau und Rot, und da macht es Spaß.
Du bist dann runter von der Piste und direkt zum AllStar Game?
Ja, das war der Wahnsinn, das war ein Erlebnis. Ich bin aus Dallas mit Luka nach Cleveland geflogen. Ich habe an dem Wochenende ein bisschen Zeit mit ihm verbracht, wir sind ein paar Mal essen gegangen. Und am Sonntag sind wir geehrt worden. Die Story habe ich ja schon erzählt: Der größte Wow-Moment war das Bild von allen, den ganzen 75, das vor dem Spiel auf dem Practice Court der Cleveland Cavaliers organisiert wurde. Ich war ein bisschen spät dran und komme in die Halle rein, und alle waren schon da: Dennis Rodman steht da. Und Kevin McHale. Magic Johnson. Charles Barkley. LeBron. Alle da. Das war schon ein Moment, wo du sagst: »Wow, ich bin jetzt hier angekommen, in dieser besonderen Gruppe.« Ich habe das sehr genossen.
Mit wem hast du gesprochen?
Mit McHale. Mit David Robinson. Der stand zufällig da und wir haben uns fünf, sechs Minuten unterhalten. Mit vielen habe ich nur Smalltalk gemacht, aber mit den zweien habe ich mich länger unterhalten. Mit Jason Kidd und der Crew habe ich ein bisschen rumgestanden. Mein Kollege Steve Nash kam leider nicht, das tat mir ein bisschen leid. Ich hab probiert, ihm zu sagen, dass das ein Bild wird, das er später unbedingt mal haben will. Schade auch, dass Larry Bird nicht kam. Und dass Michael Jordan nicht da war. Zumindest dachten wir das alle.
Und dann? Kam er doch?
Wir haben die erste Halbzeit angeschaut, dann sind wir nach hinten und haben uns aufgestellt. »Als erstes stellen sich die Forwards hin«, hat die NBA gesagt. »Dann kommen die Center. Dann die Guards.« Ich dachte: Irgendwie eine komische Reihenfolge. Aber na ja, gut, ich habe ich mir aber nichts weiter dabei gedacht. Wir sind dann einer nach dem anderen aufgerufen worden. Und am Schluss war natürlich klar, warum die Guards als letzte kommen sollten: Weil Michael Jordan als Überraschungsgast da war. Der ist Eigentümer von einem NASCAR-Rennstall, und die hatten an demselben Tag noch ein Rennen. Und er ist direkt eingeflogen und kam erst kurz vor der Zeremonie an. Als Überraschungsgast. Die Atmosphäre in der Halle war der Wahnsinn, als er reingelaufen ist. Das war das I-Tüpfelchen auf dem ganzen Wochenende. Dass Michael Jordan, mein ehemaliger Held, mein Idol, auch noch da war. Es war toll, ein Riesenerlebnis.
Ein Raum, in dem all diese Legenden stehen. Jordan. Robinson. Abdul Jabbar. Also alle. Und du mittendrin. Ist das nicht bizarr?
Das war ein Wahnsinnsmoment. Ein bisschen unwirklich. Dass man da dazugehört. Zu den 75 besten Spielern, die die Sportart jemals betrieben haben. Das ist schon eine Riesenehre. Und natürlich supersurreal für einen Jungen, der mit 20 aus Würzburg weg ist und nicht richtig wusste, was ihn zu erwarten hat und ob er sich überhaupt durchsetzen kann. Und dann da in dieser Gruppe zu stehen, ist schon Wahnsinn. Ein tolles Gefühl.
Denkt man dann: »Ich gehör dazu. I belong.« Kommt so ein Moment? Einen Moment, an dem man Stolz empfindet?
Klar ist man stolz drauf, dass man das in seiner Karriere erreicht hat. Dass man für das, was mir hier in der NBA geleistet hat, respektiert wird. Das war schon ein Moment von Stolz. Es hat natürlich gutgetan, dass alles, was du reingesteckt hast, die ganze Arbeit – »blood, sweat and tears«, wie man so schön in Amerika sagt –, sich ausgezahlt haben.
Und was folgt nach so einem Höhepunkt?
Dann waren wir den ganzen März hier in Dallas. Und anschließend in Europa. Ich bin ja seit zwei Jahren bei der FIBA tätig, als Chairman der Spielerkommission. Und wenn du der Chairman der Spielerkommission bist, hast du auch einen Sitz im großen Central Board. Wir hatten unser erstes In-Person-Meeting in der Schweiz. Wir waren fast alle da, ein kompletter Tag von früh um halb neun bis abends um sechs – vollgepackt mit Updates und Entscheidungen, die zu treffen waren. Es war gut, die ganzen Central Board Members mal persönlich kennenzulernen. Das war ja bisher immer alles nur virtuell.
Was genau sind denn deine konkreten Aufgaben in der Players‘ Commission?
Ich gebe Feedback dazu, was wir als Spieler und Ex-Spieler wahrnehmen. Wir hängen uns alle paar Wochen zusammen. Ein paar von uns arbeiten für Verbände, andere in Vereinen. Die geben mir Feedback und meine Aufgabe als Chairman ist es dann, das alles mit der FIBA zu besprechen, Bedenken zu formulieren und dann zu versuchen, Lösungen zu finden, die für alle funktionieren. Es ist gut, für die Spieler da zu sein und uns zu repräsentieren. Und als Chairman habe ich eben auch einen Sitz im Zentralbord, das einige Entscheidungen treffen muss, z. B.: Wo geht die U17-EM hin? Wir besprechen Regeländerungen: Was könnte man einführen, was ist neu?
Und dann Köln zum nächsten offiziellen Termin?
Ich habe kurz bei meinen Eltern vorbeigeschaut und bin dann nach Köln, um ein bisschen Werbung für unsere EM zu machen. Ich bin da Botschafter und Schirmherr und freue mich sehr darauf. Der DBB hat dann ja bekannt gegeben, dass sie die Nummer 14 aus dem Verkehr ziehen wollen. Am 1. September vor dem Eröffnungsspiel, vor dem Klassiker Deutschland-Frankreich in Köln. Da werden sie vor dem Spiel meine Nummer 14 offiziell retiren – was natürlich eine Riesenehre ist. Ich weiß nicht, ob das internationalen Basketball überhaupt mal passiert ist. Meine ganze Familie wird da am Start sein. Das wird toll. Da freue ich mich drauf.
Was erwartest du von der deutschen Mannschaft?
Wir hoffen, dass wir alle unsere NBA-Spieler am Start haben. Dass alle bis September vertraglich gesichert sind. Normalerweise ist im September schon alles geklärt und unterschrieben. Wir hoffen, dass wir so viele NBA-Spieler wie möglich am Start haben. Und dann: Was geht für die deutsche Nationalmannschaft? Wie sind sie drauf? Können sie was Besonderes leisten? Wir hatten letztes Jahr einen tollen Sommer mit den Olympischen Spielen. Es war eine Riesenüberraschung, dass wir uns in Kroatien durchgesetzt haben. Das war Wahnsinn – ohne Schröder, ohne Kleber, ohne Theis. Von daher kann man auf einen guten Sommer zurückblicken. Daraus muss man Selbstvertrauen tanken und hoffen, dass wir eine gute Heim-EM spielen, vor ausverkaufter Hütte. Dass wir nach Berlin fahren. Wir haben eine schwere Gruppe erwischt. Schauen wir mal, was am Schluss rauskommt.
Bist du außerhalb deines Botschaftertums involviert? Wirst du auch in der Halle stehen?
Ich glaube nicht. Das ist nicht mein Job. Ich bin ja nicht auf einmal Manager oder Sportdirektor. Das bin ich nicht. Ich bin Schirmherr und Botschafter für die ganze EM, nicht nur für den deutschen Teil. Es kann sein, dass ich für ein Spiel nach Prag oder Mailand fahre. Ich glaube, dass das insgesamt eine tolle EM wird. Mit tollem Publikum. Wenn Luka spielt, wenn die Franzosen ihre NBA-Spieler mitbringen, dann ist das echt eine geile Gruppe. Die Litauer bringen wahrscheinlich 5000 Fans mit, wenn nicht noch mehr. Wir freuen uns auf eine tolle Atmosphäre in Köln, und dann hoffentlich auch in Berlin. Ab dem Achtelfinale sind wir dann in Berlin. Und wir wissen, dass wir da immer eine tolle Atmosphäre haben.
Verfolgst du die deutschen Spieler? Die sind ja recht verstreut.
Ich schaue nicht mehr so viel NBA wie früher. Mir macht’s mir schon noch Spaß, aber ich gucke mir nicht mehr jeden Abend zwei Spiele an, wie ich das zu meiner aktiven Zeit gemacht habe. Wenn wir damals einen freien Abend hatten, gab es Dinner und dann habe ich NBA geschaut. Diese Zeiten sind vorbei. Ich habe Spaß gewonnen an anderen Sachen – und vor allem verbringe ich die meiste Zeit mit Jess und den Kids. Da ist nicht mehr die Zeit, um jeden Abend Basketball zu schauen. Wenn allerdings die Mavs spielen und ich zu Hause bin, gucke ich mir das an. In meiner Beraterfunktion habe, muss ich schon wissen: Was sind Tendenzen? Wer spielt gerade gut? Was macht der Kidd jetzt mit seiner Line-Up? Da muss ich up-to-date bleiben. Aber andere Spiele: wenig.
Und die Deutschen?
Ich wollte gerade so ein bisschen eintauchen: Ich glaube, für Daniel Theis ist es toll, dass er zurück in Boston ist. Das ist dort einfach ein super Fit für ihn. Die lieben ihn da. Er spielt auch toll. Er ist athletisch. Er kann werfen. Er ist, glaube ich, genau die Sorte großer Spieler, die heute gebraucht wird. Er kann gut rollen, er kann über dem Ring abschließen. Der passt in Boston echt super rein. Die Celtics wollten ihn wohl auch unbedingt zurück. Und Maxi spielt eine gute Saison. Was er natürlich toll macht, sind seine Verteidigung und seine Rebounds, sein Timing beim Blocken ist echt unglaublich gut. Er ist ein wirklich wichtiger Teil des Erfolgs, den die Mavericks dieses Jahr haben. Jetzt haben wir seit Langem mal wieder 50 Spiele gewonnen – was von 82 ja schon eine Menge ist. Freut mich, dass es dieses Jahr für die Mavs so gut läuft.
Apropos Erfolg: Luka Dončić ist zurück und hat in Spiel 1 wieder eine Gala abgeliefert. Du warst in der Halle. Wie war dein Eindruck?
Wahnsinn. Ich denke, er ist über die Verletzung hinweg, physisch und auch mental. Er sah aus wie immer, hat super gespielt und war schon im entscheidenden Spiel sechs gegen Utah extrem wichtig. Er hat die meisten Minuten im Team gespielt, kam in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr raus. Er ist also gut drauf und vor der Serie gegen Phoenix gab es ein paar freie Tage. Ich denke, dass die Verletzung keine Rolle mehr spielen wird.
Was werden die Deutschen machen müssen, um ihn bei der EM zu stoppen. Geht das überhaupt?
Richtig stoppen kann man Luka nicht. Bei so großartigen Spielern kann man versuchen, sie zum Nachdenken zu bringen, indem man die Coverages wechselt. Mal doppelt man, mal switcht man, dann macht man wieder was anderes. Damit er sich nicht auf eine Sache einstellen kann. Ich glaube, das ist das Einzige, was man gegen Spieler seines Kalibers machen kann. Dann muss man versuchen, den Rest des Teams gut zu verteidigen und die Schützen nicht frei stehen zu lassen. Aber weil Luka so gut im Aufbau ist und seine Schützen außen meist findet, hatten die Slowenen ja einen so tollen Run im letzten Jahr bei den Olympischen Spielen.
Wie weit werden die Mavericks in diesem Jahr kommen? Was hoffst du?
Es ist einiges drin. Die erste Runde hat gezeigt, dass wir neben Luka noch weitere tolle Spieler haben, Brunson und Dinwiddie zum Beispiel. Unser System in der Verteidigung ist sehr gut. Schauen wir mal. Phoenix hatte von allen Teams die beste Regular Season, sie haben 64 Spiele gewonnen. Eine richtig gute Mannschaft. Das wird sehr, sehr schwer, zumal Phoenix auch den Heimvorteil hat. Das wird eine Monster-Serie. Aber so, wie wir uns vor allem nach dem AllStar-Break präsentiert haben, müssen wir uns von niemandem verstecken. Das wird eine offensiv tolle Serie, schön für die Fans, schön zum Anschauen.
Fehlt dir das Spiel, wenn du in so einer Atmosphäre in der Halle sitzt?
Mein Karriereende ist ja jetzt schon drei Jahre her, ich muss echt sagen, ich bin darüber hinweg. Wenn etwas richtig Tolles passiert, denke ich natürlich schon mal: In diese Situation kommst du nie wieder, dass du dich da hinstellen und mit den Fans feiern kannst. Diese Zeiten sind leider vorbei, aber im Großen und Ganzen habe ich mich damit abgefunden. Und natürlich freue ich mich, wenn die Mavs ein gutes Spiel machen, wenn sie gut drauf sind und Erfolg haben. Aber ich freue mich als Fan, nicht als Spieler.
Zurück zu den NBA-Deutschen: Franz Wagners erste Saison?
Franz hat mich echt überrascht, das gebe ich zu. Ich habe ihn auf dem College in Michigan eher weniger auf dem Radar gehabt. Ich schau sehr, sehr wenig College-Basketball – das gebe ich auch ehrlich zu. Ich war selbst nie auf dem College und hab deshalb auch nicht so eine Affinität zu einer speziellen Uni, von der ich die Spiele unbedingt anschauen muss. Von daher hatte ich Franz nicht so richtig auf dem Radar. Ich wusste natürlich, dass der Mo einen Bruder hat, der richtig gut sein soll. Und jetzt habe ich ihn dieses Jahr live spielen sehen: ein paar Clips, hier und da mal ein Viertel von Orlando. Jamahl Mosley, der ja jetzt sein Trainer bei den Magic ist, ist ein guter Freund. Da habe ich hier und da schon mal eine Halbzeit geschaut, wenn ich daheim war. Weil es mich interessiert und natürlich für Coach Mosley freut. Franz hat mich echt überrascht. Ich glaub, dass er für seine Größe ein super Allroundspieler ist. Er kann werfen, kann aber auch pick and roll spielen, kann gut passen. Er hat diesen Floater in the Lane, kann links und rechts am Korb abschließen. Er ist viel athletischer, als ich dachte. Er schaut jetzt nicht unbedingt schnell aus, aber er hat einen sehr guten ersten Schritt, und weil er so skilled ist, kommt er trotzdem an den Leuten vorbei. Das hat mich echt positiv überrascht. An seinem Wurf wird er noch ein bisschen arbeiten. Aber das In-Between-Game, und sein Ballhandling… Coach Mosley ist ein Riesenfan von seinem Decision Making, seinem Entscheidungsprozess. Ich glaub, dass er für die Zukunft in Orlando eine große Rolle spielen wird.
Du hattest in deiner ersten Saison 8 Punkte im Schnitt, oder?
Pfft, meine erste Saison lief überhaupt nicht gut. Acht Komma Zwei. Ich habe den 8-Punkte-Schnitt nur gemacht, weil wir die letzten Saisonwochen aus den Playoffs raus waren und Nelly dann gesagt hat: »Du spielst wieder Starting Five.« Da habe ich dann einmal 28 gemacht. Die letzten paar Wochen haben meinen Durchschnitt echt noch nach oben gepusht. Wäre die Phase nicht gewesen, hätte ich wahrscheinlich nur drei, vier Punkte im Schnitt gemacht. Nicht mal. Das war eine schwere Zeit für mich. Für mich war damals der Schritt aus Würzburg nach Dallas schon verdammt groß. Es hat ein bisschen gedauert für mich.
Weiter im Text: Die deutschen Spieler…
Mo Wagner ist ein Tier. Wenn der das Spielfeld betritt, geht es zur Sache. Er springt mitten rein. Ich war schon immer ein Moritz-Fan. Von der Art und Weise, wie er spielt. Der Intensität, die er bringt. Es macht echt Spaß, ihm zuzuschauen. Er ist echt ein Kämpfer. So einen wie ihn kann jede Mannschaft gebrauchen.
… und …
Und Dennis Schröder ist im Tausch für Theis nach Houston gekommen. In Houston hatten sie am Schluss zwar keinen tollen Record, aber ich glaube schon, dass sie mit ihm für die Zukunft planen. Dass er ein Veteran Leader sein kann, um den Jungen für die Zukunft was zu zeigen. Man muss sehen, wo er im kommenden Jahr spielen wird. Dennis ist ein Führungsspieler. Es wäre schon toll, wenn er im Sommer bei der EM dabei sein könnte.
… Hartenstein…
Hartenstein ist bei den Clippers supersolide. Ich habe ihn ein paar Mal gesehen. Macht echt einen guten Job. Was bei ihm super ist, ist, dass er weiß, was er kann. Er rennt, er kann am Korb abschließen, seine Defense ist solide, sein Rebound ist solide. Er kennt seine Rolle gut – und das bringt er auch jeden Abend. Ich habe ein Spiel gegen Denver gesehen, da hat er gegen Jokić gespielt und gut verteidigt. Das macht er schon gut. Also echt Respekt.
Themenwechsel: In letzter Zeit machst du häufiger Speaking Engagements. Warum machst du das? Vielleicht kannst du uns kurz erzählen, was der Plan dahinter ist, und was der Weg dahin.
Ich werde oft gefragt, ob ich bei Veranstaltungen etwas über meine Karriere erzählen kann. Im Interview-Style habe ich mich da immer am wohlsten gefühlt: Wenn mir jemand auf der Bühne Fragen stellt, kann ich gut auf den Interviewer eingehen. Aber der nächste Schritt war, auch frei reden zu können. Auch mal einen Vortrag über meine Karriere oder meine Themen zu halten. Wenn man einem guten Redner zuhört, macht das schon Bock. Barack Obama kommt mir da in den Kopf. Es macht Spaß, einem zuzuhören, der gut reden kann. Das war schon immer eine Sache, die ich angreifen wollte. Also habe ich angefangen, mit einem Rhetorik-Trainer zusammenzuarbeiten, ein wirklich guter Mann. Er macht das sehr, sehr gut – und mir macht das Spaß. Ich habe gelernt, wie man eine Rede strukturiert – wie man so etwas überhaupt aufbaut, wie man Brücken zwischen Themen, Stories und den anderen Elementen baut. Die Rede beim Jersey Retirement habe ich so erarbeitet. Danach hat mein Sponsor Bauerfeind eine Rede angefragt. Da stehe ich dann bei einer Medizinerkonferenz in Austin auf der Bühne und rede vor 2000 Doktoren über Dinge, die ich aus meiner Karriere gelernt habe. Vielleicht kann das auch paar MedizinerInnen im Publikum inspirieren. Etwas ähnliches – nur auf Deutsch – werde ich demnächst in Leipzig machen. Diese Arbeit für mich ein Anlass, zurückzublicken und zu reflektieren: Was war so in der Karriere? Dafür habe ich im normalen Alltag recht wenig Zeit. Das Karriereende kommt mir schon viel länger als drei Jahre her vor. Und jeden Tag ist etwas Anderes. Und wenn ich so eine Rede strukturieren muss, habe ich etwas Zeit, um über meine Karriere nachzudenken und zu reflektieren. Klar werde ich das nicht jede Woche machen, aber ein paar gezielte Speaking Engagements sind echt interessant und spannend.
Und worüber redest du? Was sind denn die Themen? Was hast du aus deiner Karriere gelernt?
Das ist nicht nicht nur basketballspezifisch. Was ich aus meiner Karriere fürs Leben mitnehmen kann. Es geht um Themen wie Verantwortung, Leadership, Thinking outside the box. Ich habe so ein paar Themen, die mir wichtig sind. Bei der Medizinerkonferenz habe ich auch darüber geredet, was ich in den letzten Jahren gelernt habe: Health management. Wie kriegst du deinen Körper so weit, dass du mit Leuten spielen kannst, die 20 Jahre jünger sind? Ernährung, Disziplin, Workouts, Treatment. Ich schlage in einer 15- bis 20-Minuten-Rede einen großen Bogen über meine ganze Karriere. Das macht Spaß.
Das bringt mich zu der Frage: Als du bei Toni und Felix Kroos im Podcast warst, hast du kurz über die Probleme mit dem Knöchel gesprochen. Aber du spielst Tennis?
Es ist alles okay. Ich kann Tennis spielen, was mir wichtig ist. Es gibt gute Tage, es gibt bessere Tage. Und ich glaube, dass es wichtig ist, auch nach meiner Karriere Disziplin zu zeigen. Es geht besser, wenn ich gesund esse. Das macht schon einen Riesenunterschied. Das war eine Sache, auf die ich mich am Ende meiner Karriere richtig gefreut habe: mal so richtig alles essen, alles trinken, egal wann, was, wo. Spaß haben, Gib ihm, überhaupt keine Motivation auf Workouts. Aber jetzt habe ich einen guten Mittelweg gefunden.
Als wir gestern telefoniert haben, hast du grad Sport gemacht.
Ja, da habe ich auf dem Fahrrad gesessen. Wenn ich zu Hause bin, habe ich einen ganz guten Rhythmus. Dann mache ich mindestens einmal am Tag Sport. Entweder Tennis oder Fahrrad. Ich versuche, fünf-, sechsmal die Woche ein bisschen zu schwitzen. Wenn wir mit unseren drei Kids unterwegs sind, dann habe ich nicht die Zeit, für ein paar Stunden ins Fitnessstudio zu gehen wie früher, als ich noch gespielt habe. Wenn wir gereist sind, war ich manchmal den ganzen Vormittag weg. Das mache ich nicht mehr. Deswegen ist das mit dem Sport ein bisschen schwerer, wenn wir reisen – aber wenn wir zu Hause sind, habe ich echt einen sehr guten Rhythmus. Ich weiß, dass ich für den Rest meines Lebens immer was machen muss. Ich kann mich ja nicht 40 Jahre lang hinsetzen und essen. Mittlerweile hat sich das echt gut eingependelt. Im letzten Jahr habe ich einen viel besseren Rhythmus und eine Balance gefunden. Ich kann genießen, aber Workouts und gesundes Essen sind wichtig.
Über die EM haben wir schon gesprochen, aber es steht in diesem Sommer ja nun noch etwas mehr an. Deine üblichen Charity-Events sind ja pandemiebedingt ausgefallen – was findet in diesem Jahr statt?
Baseball, Tennis, Fußball. Beim Baseballspiel sind wir uns noch nicht ganz sicher, wann wir das machen. Die Major League Baseball hatte einen Lockout, aber jetzt haben sie sich geeinigt, die Saison läuft. Und das betrifft indirekt auch den Frisco Ballpark, wo unser Spiel immer stattfindet. Wir müssen noch ein definitives Datum finden. Im späten September findet dann wieder unser Tennisturnier statt. Da freuen wir uns drauf, denn das ist für unsere Stiftung und mich immer ein tolles Event, das echt riesig Spaß macht. Und im August wollen wir wieder unser Benefiz-Fußballspiel »Champions for Charity« machen. Das haben wir auch seit zwei Jahren nicht machen können, aber wir arbeiten fieberhaft dran.
Den Austragungsort wisst ihr schon?
Es wird Frankfurt sein, denke ich.
Baseball, Tennis, Fußball. Speaking Engagements, Playoff-Basketball, FIBA, EM. Deine beiden Stiftungen. Es klingt nicht so, als ob du weniger zu tun hättest als früher.
Ja, aber ich hätte nicht gedacht, dass so viel los ist. Ich bin positiv überrascht. Ich dachte echt, dass nach der Karriere erst einmal eine Findungsphase kommen würde. Aber es ging direkt weiter, vielleicht habe ich das sogar ein bisschen unterschätzt. Aber es ist viel freier als früher, viel weniger fremdbestimmt. Ich mache die Termine selbst. Ich entscheide was ich mache, nicht der Spielplan. Und das macht natürlich Spaß. Ich habe jetzt mehr Zeit, nach Deutschland zu kommen. Ich bin fast einmal im Monat in Europa – Für die ING oder Bauerfeind, UNICEF oder die FIBA.Und ich bin da, wenn was mit meinen Stiftungen ansteht. Dazu noch bisschen Mavs-Beratung – es ist echt immer was los. Und vor allem macht’s wahnsinnig Spaß mit den Kids. Die sind gerade in einem supercoolen Alter.