»Ich darf so sein, wie ich bin«

Felix Engel war Basketballprofi, heute ist er Trainer – Silke Mayer hat ihn gefragt, worauf es dabei ankommt.

Unser Anliegen im 41Campus ist es, die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in Sportteams wertebewusst zu begleiten. Deshalb wollen wir vor allem Trainer und Trainerinnen in ihrer Vorbild- und Mentorenfunktion stärken. In unserem Podcast spreche ich mit erfolgreichen Menschen im Sport über werteorientiertes Leadership.

Mein Interviewpartner in dieser Podcast-Folge ist Felix Engel. Felix ist ehemaliger Basketballprofi und aktuell Jugendkoordinator und Trainer der Jugendbundesligamannschaft der VfL AstroStars Bochum. Ich habe Felix im Rahmen unserer GameChanger-Ausbildung kennengelernt, die wir im 41Campus für junge Trainer:innen ins Leben gerufen haben.

Silke Mayer: Hallo Felix, vielen Dank, dass Du Dir heute Zeit nimmst für das Gespräch. Wie hast Du von unserer GameChanger-Ausbildung erfahren und was hat Dich daran interessiert?

Felix Engel: Ich habe davon von einem Freund erfahren, der meinte, dass das zu mir passen würde. Dann hab ich mir das angeschaut und war direkt begeistert davon, weil es darum ging, Werte zu definieren, wie ich mit Konflikten umgehe, und weil ich das Gefühl hatte, dass Persönlichkeitsentwicklung im Fokus steht. Und diese Themen beschäftigen mich.

Ich habe Dich als sehr reflektierten Menschen kennengelernt, fast schon philosophisch. Wie bist Du darauf gekommen, Dich mit Deinen Lebensthemen auseinanderzusetzen?

Das ist eine spannende Frage. In der GameChanger-Ausbildung haben wir ein Persönlichkeitsprofil gemacht und da war ich auch eher im blauen Bereich, also eher ein Denker. Das war schon immer in mir drin. Und es gab ein krasses Schlüsselerlebnis für mich. Als ich nach Bochum kam, traf ich Thomas Schnell, den ich heute noch als Freund und Basketball-Mentor bezeichnen würde. Ich habe mich ihm gegenüber öffnen können und konnte ihm Dinge sagen, die ich bis dahin noch niemanden anvertraut habe. Ich habe ein so großes Vertrauen zu diesem Menschen gespürt, dass ich mich öffnen konnte und der letzte Vorhang ist gefallen. Er ist sehr wertschätzend damit umgegangen und hilft mir bis heute. Er hat mir keinen Ratschlag gegeben, sondern gute Fragen gestellt. Bei ihm habe ich das erste Mal gelernt, dass ich so sein darf, wie ich bin.

Welche Eigenschaften in Deiner Persönlichkeit haben Dir geholfen, ein erfolgreicher Basketballer zu sein?

Ich war immer sehr ehrgeizig und hatte ein Vision. Ich kann mich erinnern, dass ich schon in der Grundschule dachte, ich komme auf jeden Fall in die NBA, aber ich kann noch kein Englisch sprechen. Ich habe zu Weihnachten einen Basketball bekommen und hab zwei Stunden im Schnee geworfen. Als ich aufgehört habe zu spielen, war es kurios, dass ich das Basketballspielen an sich gar nicht so vermisst habe. Ich wollte das gar niemanden sagen, weil ich mich dafür fast geschämt habe. Bis ich dann herausgefunden habe, was mir gefehlt hat. Es sind die Kabinengespräche, für ein gemeinsames Ziel zu arbeiten und alles mit meinem Körper zu tun, damit wir das Spiel gewinnen.

Wie war für Dich in Deiner Leadership-Rolle die Umstellung von der Spieler- zur Trainerrolle?

Ich glaube, der größte Unterschied ist, dass ich nicht mehr körperlich alles in die Waagschale werfen kann. Das ist die größte Verwandlung, die ich machen darf. Das Schwierige war für mich, das Spiel hinter mir zu lassen, um die Spieler zu begleiten. Und zu verstehen: Was ist eigentlich mein Weg, wie möchte ich als Trainer wirken? Weil ich glaube, dass ich auch von meinen Vorbildern Dinge übernommen habe, die ich gut fand, aber die nicht wirklich »ich« war. Das ist immer noch ein Prozess. Ich muss das für mich selbst definieren und dafür mich selbst besser kennenlernen. Das kostet Mut und Kraft, dahin zu gucken. Was möchte ich eigentlich? Durch die Nachwuchstrainer-Ausbildung der BBL und die GameChanger-Ausbildung sind da so viele Prozesse angestoßen worden, um mich besser zu verstehen.

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Das gesamte Gespräch

Wenn Du wissen willst, welche Tipps Felix gerade für die Entwicklung von jungen Spielern und Spielerinnen hat, dann höre Dir HIER das gesamte Gespräch als Podcast an.

 

Foto (c) Volker Lauer

Felix Engel studierte nach seinem Abitur am Basketballinternat der Urspringschule an der Deutschen Sporthochschule Köln. Sein sportlicher Weg führte ihn in die U20-Nationalmannschaft und in die 2. Basketball-Bundesliga, wo er für Leverkusen und Bochum spielte. Seit 2014 arbeitet er auch als Trainer, seine aktive Spielerkarriere beendete er 2019.

___ von Silke Mayer.