Unser Anliegen im 41Campus ist es, die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in Sportteams wertebewusst zu begleiten. Deshalb wollen wir vor allem Trainer und Trainerinnen in ihrer Vorbild- und Mentorenfunktion stärken. In unserem Podcast spreche ich mit erfolgreichen Menschen im Sport über werteorientiertes Leadership.
In dieser Podcast-Folge unterhalte ich mich mit dem ehemaligen Gewichtheber Matthias Steiner, der als Europameister, Weltmeister und Olympiasieger alle wichtigen Titel gewinnen konnte.
Silke: Matthias, vielen Dank, dass Du Dir für dieses Gespräch Zeit nimmst. Du hast eine bewegende Laudatio für Dirk gehalten, als er die Auszeichnung zur »Sportlegende des Jahres« in Empfang genommen hat. In Deiner Rede hast Du vom »Mythos Nowitzki« gesprochen. Was bedeutet das für Dich?
Matthias: Über Dirk könnte man sehr viel erzählen. Ich finde das Wort »Mythos« ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig und hat viele Bedeutungen. Es reicht nicht, wenn man nur ein Spiel gewonnen hat oder einen Sieg errungen hat. Um einen Mythos aufzubauen, muss ich etwas über einen langen Zeitraum hinweg sehr gut, souverän und verlässlich machen. Das heißt aber auch, dass alle Augen auf mich schauen. Bei ihm trifft das Wort »Idol« zu, dieser Gedanke: »ich möchte so sein wie er«. Das wird man nicht, indem man groß ist und ein paar Körbe trifft, sondern durch die Art, wie man ist. Ich durfte Dirk bei unterschiedlichen Gelegenheiten treffen. Bei Dirk merkt man, dass er tatsächlich so ist, wie er wirkt. Das erklärt den Mythos Nowitzki. Er verstellt sich nicht, sondern ist, wie er ist.
Im 41Campus wollen wir junge Menschen darin stärken, ein werteorientiertes Leben zu führen – also mit den Werten in Führung zu gehen. Welche Werte und Eigenschaften haben Dir auf Deinem Weg zum Erfolg geholfen?
Ich habe einen ausgeprägten Wunsch nach Aufmerksamkeit. Das heißt nicht, dass ich ständig Selfies schießen muss, sondern ich möchte Aufmerksamkeit für die Dinge, die ich gerne mache und von denen ich überzeugt bin. Das habe ich in meinem Sport sehr lange nicht erfahren, weil Gewichtheben aus der Mode war. Und mir wurde von vielen Leuten kein großes Talent zugesprochen. Das hat mich zusätzlich angespornt. Außerdem bin ich sehr resilient durch die Umstände in meinen Leben. Als ich 17 Jahre alt war, ist mein erster Mentor und Trainer gestorben, der wie eine Vaterfigur für mich war. Da war für mich die Entscheidung, ob ich aufhören sollte, weil ich niemanden mehr hatte, der mich in meinem Sport betreut – oder weitermachen. Ein Jahr später habe ich die Diagnose Diabetes Typ 1 bekommen. Die Empfehlung der Ärzte war, keinen Leistungssport zu machen und vor allem kein Gewichtheben. Und wieder stellte sich für mich die Frage, ob ich aufhören sollte oder weitermachen. So habe ich diese Resilienz gebildet.
Was heißt Erfolg heute für Dich? Was beinhaltet ein erfolgreicher Tag für Dich?
Zunächst die Frage: »Muss jeder Tag erfolgreich sein?« Ich glaube, das muss er nicht, weil Du sonst ganz schnell übersättigt bist. In unserer Gesellschaft sind viele Dinge leicht verfügbar, deshalb befriedigt uns das nicht und wir streben immer nach mehr, mehr, mehr. Ich brauche nicht jeden Tag diesen Toperfolg. Ich brauche auch nicht enttäuscht sein, wenn nicht alles klappt. Erfolg ist für mich dann, wenn ich mir ein Ziel setze und irgendwann erreiche ich es. Dann ist dieser Erfolg so spürbar. Um den täglichen Erfolg mache ich mir wenig Gedanken. Wichtig ist mir, dass ich meine Werte einhalte und meine Kinder gut durch den Tag geführt habe.
Was würdest Du jungen Spielern oder Trainern als Tipp auf ihrem Weg mitgeben wollen?
Sei ehrlich zu Dir selbst. Macht Dir das, was Du tust, wirklich Spaß? Natürlich besteht das Leben nicht nur aus Spaß. Aber wenn ich keine Freude gehabt hätten, bei dem was ich tue, wäre ich nicht erfolgreich gewesen.
Wenn Du wissen willst, welche Werte im Leben von Matthias wichtig sind und was ihm geholfen hat, aus schwierigen Zeiten gestärkt hervorzugehen, dann höre Dir das gesamte Gespräch HIER als Podcast an.
Matthias Steiner wurde 1982 in Wien geboren und trat bereits für sein Heimatland bei internationalen Wettkämpfen an. Nachdem er 2008 die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatte, wurde er im selben Jahr Olympiasieger sowie Europameister im Superschwergewicht (mehr als 105 kg). 2010 folgte der Weltmeistertitel. Seit dem Ende seiner Sportlerkarriere ist er als Unternehmer tätig, entwickelt und vertreibt Low Carb-Lebensmittel, schreibt Bücher über Ernährung und Fitness und hält Vorträge.