»Auf ein Neues« – Ein Family-Gespräch mit Dirk Nowitzki

Dirk im Gespräch über das Jubiläum der Stiftung, über die Mavs, die German Connection in Orlando und Franz Wagners All-Star-Chancen.

»In dieser Podcast-Folge spreche ich mit Dirk über seine Einschätzung der Favoriten der neuen NBA-Saison. Außerdem reden wir über seine persönlichen Highlights im nächsten Jahr, und er verrät, was ihm hilft, sich fit zu halten. Ich wünsche euch viel Spaß beim Zuhören.«

»So machen wir das.«

Silke Mayer: Im nächsten Jahr feiern wir mit der Stiftung in Deutschland 20-jähriges Jubiläum. Dass du so jung schon eine Stiftung gegründet hast, ist ungewöhnlich und spricht für dich. Was hat dich damals bewegt, eine Stiftung zu gründen?

Dirk Nowitzki: Ich war natürlich in der glücklichen Lage, in einem Elternhaus aufzuwachsen, wo es uns nie an irgendwas gefehlt hat. Und dann mein Hobby zum Beruf zu machen und da viel Geld zu verdienen. Und ich hatte in Amerika sehr, sehr gute Vorbilder mit Steve Nash und Michael Finley. Die waren absolute Professionals, hatten beide eine Stiftung und haben sich in der Community engagiert. Das habe ich von ihnen gelernt: Man kümmert sich um die Community und die Gemeinde, in der man wohnt und aus der man kommt.

2001 habe ich die Foundation gegründet. Das war in meinem dritten Jahr in der NBA. Die besteht also schon ein bisschen länger. Und dann haben wir 2005 die Stiftung in Deutschland gegründet, hier in Würzburg. Das war eine schöne philanthropische Reise, würde ich sagen. Die letzten 20 Jahre, in Amerika fast schon 25.

Wir haben so viele schöne Projekte und Organisationen gefunden und unterstützt. Hier in Deutschland haben wir viele Sportprojekte unterstützt. Wir waren eigentlich eher eine Förderstiftung, weil wir Sportprojekte gesucht haben, die auch ein soziales Engagement dabei haben.

Und vor ein paar Jahren ist auch unser eigenes Projekt gestartet, mit dem Campus, das war 2019. Ihr wisst ihr ja, dass wir da junge Trainer ausbilden, denen Werte mitgeben. Und das ist super angenommen worden. Und von daher, ja, bin ich ein bisschen stolz auf die beiden Stiftungen, wie sie gewachsen sind, was sie erreicht haben in den mehr als 20 Jahren.

Und das ist natürlich nicht nur für mich, sondern für unsere Familie ein Projekt. Unsere Kinder waren auch wieder beim Food Drive dabei. Wir wollen ihn von früh auf zeigen, dass man sich um die Community kümmern muss und dass man ein guter Nachbar sein muss. Und ich hoffe natürlich, dass sie irgendwann mal die Foundation, die Stiftung übernehmen und in unserem Namen weiterführen. Das wäre so ein bisschen die Hoffnung für die Zukunft.

Yes, so machen wir das.

So machen wir das.

»Eine der coolsten Sachen, die sie je gemacht haben.«

Neulich hattest du die Chance, bei einem GameChanger-Workshop des Fortyone Campus dabei zu sein. Und das hat mich noch mal total darin bestärkt, dass wir richtig unterwegs sind. Ich glaube, was wirklich einen Unterschied macht, ist, welche Werte du hast. Für was stehst du? […] Du warst live beim Workshop dabei, zum Thema gewaltfreie Kommunikation. Wie war es für dich? Was hast du mitgenommen?

Da war eine tolle Energie in der Gruppe, muss ich sagen. Da waren echt ein paar dabei, die haben so toll mitgearbeitet und ständig Fragen gestellt und Input gegeben. Und der Coach hat mir auch richtig gut gefallen und hat das sehr gut gemacht. Er hat einen guten Draht gehabt, wie er so geredet hat mit den jungen Coaches. Also da war einfach Energie und Power drin. Hat mir gut gefallen.

Und wie man so heutzutage mit den Kids kommuniziert, war auch interessant. Ich meine, ich bin ja noch so ein bisschen in der Alten Schule aufgewachsen. Man wurde von den Coaches noch niedergebrüllt. Und wenn du was falsch gemacht hast, sofort Liegestütz oder an die Linie. Die Zeiten haben sich einfach geändert. 

Und wenn ich in meiner Zukunft vielleicht auch irgendwann mal was mit Jugendlichen machen will, ob als Mentor, wie der Holger das für mich gemacht hat, das weiß ich alles noch nicht. Aber es ist schon interessant für mich, da ein bisschen zu lernen und mit der Zeit zu gehen. Einfach zu lernen, wie man mit den Jugendlichen besser kommuniziert, um da Sachen auch nachhaltiger in die Köpfe zu kriegen.

Auf jeden Fall super, dass du am Start warst.

Du hast so kleine Spielchen gemacht. Und jeder musste sich beim Rollenspiel in so eine Rolle versetzen und dann versuchen, das zu kommunizieren. War echt süß gemacht, und wie gesagt, die Energie war toll und alle haben echt super mitgearbeitet und man wollten lernen, wollten sich verbessern. Und das war einfach super, super Energie da.

Das ist auch das Feedback, das wir bekommen und auf das ich echt voll stolz bin, dass es uns gelingt, so einen Safe Space herzustellen, in dem man Sachen teilen kann. Und das ist für mich die Voraussetzung für echtes Lernen, so eine Offenheit und Neugier zu haben und mal ganz neue Perspektiven einzunehmen. Manchmal ist es nicht easy, wenn man Sachen über sich reflektiert und sich dann erst mal eingestehen muss, wie man manchmal unterwegs ist. 

Ach ja und noch bevor ich es vergesse, jetzt in der TGW kamen zwei Leute zu mir, die gerade das Modul abgeschlossen haben.

Ach ja, genau.

Und beide haben zu mir gesagt – also unabhängig, die sind nicht zusammen gekommen –, beide haben gesagt, das war eine der besten Sachen, der coolsten Sachen, die sie je in ihrem Leben gemacht haben. Wow. Um sich besser kennenzulernen, um sich besser zu verstehen, um sich als Coach weiter zu verbessern. Das war doch ein Riesenfeedback. Das war cool.

Das hatten wir jetzt gar nicht abgesprochen, aber das hast du jetzt richtig cool eingefädelt.

Ja, das ist mir gerade so eingefallen, dass zwei der GameChanger zu mir hergekommen sind jetzt am Wochenende, die total begeistert waren und uns jedem weiter empfehlen. Ja, das war perfekt.

»Mit Orlando ist im Osten absolut zu rechnen.«

Verfolgst du Orlando mit unserer German Connection und einem guten Freund von dir als Coach, Jamahl Mosley?

Ja klar, die waren sogar schon in Dallas. Als Ost-Mannschaft kommst du ja nur einmal zu jeder West-Mannschaft. Das heißt, die kommen nur einmal in der Saison. Und da war ich in diesem Jahr zum Glück da und hab mich auch am Abend vorher mit dem Coach getroffen, mit Jamal, und ein bisschen gesprochen, wie das Camp so gelaufen ist. Der Paolo Banchero hat sich verletzt an der Hüfte, glaube ich, und ist jetzt schon lange raus.

Aber den Ausfall haben sie echt gut verkraftet. Und alle spielen so ein bisschen besser. Franz spielt die letzten 10, 15 Spiele auf einem unglaublichen Niveau. All-Star-Level eigentlich. Spielt besser, übernimmt mehr Verantwortung, hat den Game Winner gegen die Lakers, den tiefen Dreier. Da sieht man schon, dass er gerade auch mit wahnsinnig viel Selbstvertrauen spielt, weil normalerweise das Ding so abzudrücken, das ist schon … echt, Respekt.

Wenn Paolo zurückkommt, haben die eine echt gefährliche Mannschaft, eine junge Mannschaft, die jetzt auch Playoff-Verfahrung hat. Letztes Jahr haben sie ja leider in Cleveland verloren, aber mit Orlando ist im Osten absolut zu rechnen und das freut mich natürlich für alle.

Mit Mo schreib ich wahrscheinlich am meisten. Er ist ein total witziger Typ, aber es läuft bei allen sehr, sehr gut und das freut mich natürlich.

Ja, freut mich wirklich auch, die coolen Jungs. Und dann die Lakers – LeBron mit seinem Sohn Bronny. Er ist ja jetzt nicht mehr in der Liga, aber das war schon ein witziges Bild, die zwei zusammen in einem Team, Vater, Sohn. Crazy.

Ja, Wahnsinn. Den Plan hat er schon seit Jahren gehabt, und dass es dann wirklich so hinhaut, dass LeBron so spielt und sein Sohn dazu kommt. Das finde ich echt eine schöne Story. Ich fand es toll, dass die Lakers das gleich am Anfang gemacht haben, dass sich das nicht hinauszögert und es dann die ganze Zeit heißt: Wann ist es denn jetzt so weit? Das war gut gemacht. Das man sagt, wir lassen die zwei gleich im ersten Spiel zusammen spielen.

Und das war ein riesen Hype. Eine tolle Story für die NBA. Und klar muss der Bronny jetzt noch einen langen Weg gehen. Er ist jung, hat nur ein Jahr College gespielt, war ja auch ein bisschen raus in seiner ersten College-Saison. Klar muss er noch viel Arbeit reinstecken und seinen Weg gehen. Und der führt manchmal durch die G-League.

Das kann ein langer Weg sein, aber er ist jung, er ist athletisch. Er hat das Skill-Level, also ich glaube schon, dass er sich in ein paar Jahren in der Liga durchsetzen kann. Ich glaube, die Klasse hat er. 

Und so fit wie LeBron immer noch zu sein scheint, hat er ja noch ein paar Jahre Zeit und kann dann immer noch mit ihm zusammen spielen.

Er kann ja mit dem zweiten auch noch spielen, mit dem Bryce. Das wär natürlich schon Wahnsinn. Aber ja, schauen wir mal, wie es noch weiter läuft die nächsten Jahre. Aber ja, LeBron ist natürlich ein Phänomen, wie fit er noch ist in dem Alter, wie viele Minuten er gespielt hat, wie viele Jahre, wie viele Spiele. Wie er das alles wegsteckt und noch so fit ist. Echt Respekt.

»Total surreal, aber wahnsinnig toll.«

Du hast schon gesagt, Franz spielt auf All-Star-Level. Siehst du ihn als All-Star-Kandidaten? Und was bedeutete All-Star zu sein für dich? [Das Gespräch wurde vor Franz’ Verletzung geführt]

Ja, für mich ist er gerade absolut All-Star-Level. All-Star heißt ja eigentlich, dass du gut spielst, dass du die Mannschaft trägst. Aber es gehört auch dazu, dass die Mannschaft gewinnt. Normalerweise wird einer, der in einer Mannschaft spielt, die gewinnt, immer dem vorgezogen, der dieselben Zahlen auflegt, aber dessen Mannschaft nicht gewinnt. Daher ist es natürlich wichtig, dass er in einer guten Mannschaft spielt und dass sie jetzt auch so gut spielen und gewinnen, ohne ihren Superstar. Das ist schon mal riesig für ihn.

Aber wie gesagt, es ist erst Anfang Dezember, es ist noch eine Weile bis zum All-Star-Weekend. […] 

Für mich war es einfach eine riesige Ehre, beim All-Star-Weekend dabei zu sein. Mein erstes All-Star-Game werde ich nie vergessen, damals in Philadelphia, weil Steve Nash auch das erste Mal beim All-Star-Game dabei war. Das heißt, ich konnte das mit meinem Freund zusammen erleben.

Es war eine tolle Erfahrung, in die Umkleide zu gehen, und da waren Kevin Garnett und Shaq und Kobe und alle im Westen, auch Tim Duncan. Und ich war irgendwie einer davon. Das war irgendwie total surreal, aber eine wahnsinnig tolle Erfahrung. Zum Kreis der besten Spieler in der NBA zu gehören. Das erste All-Star-Weekend werde ich nie vergessen.

Das ganze Gespräch

Wenn Du wissen willst, wie Dirk die Chancen der Mavs und die Zukunft der deutschen Basketballnationalmannschaft einschätzt, dann höre Dir das gesamte Gespräch hier oder hier als Podcast an.