»Es gibt keine Abkürzung zum Erfolg«

Golden Goal '96 und WM-Titel 2014 – Oliver Bierhoff berichtet im Gespräch mit Silke Mayer, was er auf seinem Weg zum Erfolg gelernt hat.

Unser Anliegen im 41Campus ist es, die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in Sportteams wertebewusst zu begleiten. Deshalb wollen wir vor allem Trainer und Trainerinnen in ihrer Vorbild- und Mentorenfunktion stärken. In unserem Podcast spreche ich mit erfolgreichen Menschen im Sport über werteorientiertes Leadership.

Mein Interviewpartner in dieser Podcast Folge ist der ehemalige Fußballer und jetzige DFB-Direktor Oliver Bierhoff.

Silke Mayer: Oliver, vielen Dank dass Du Dir heute Zeit nimmst für unser Gespräch. Gerade das Thema Leadership ist ja das zentrale Thema im 41Campus und eng mit Dir und der DFB Akademie verknüpft. Aus unserer Sicht ist ein zentrales Element in der Begleitung von Kindern und Jugendlichen die Haltung des Teamleiters. Welcher Trainer hat Dich menschlich und sportlich am meisten geprägt in Deiner Karriere?

Oliver Bierhoff: Danke, dass ich hier sein darf. Euren Slogan »Empower young people in sports« finde ich super, weil das auch zu meiner Lebenserfahrung passt. Wenn du im Leben und vielleicht im Sport viel erreicht hast, mit allen Höhen und Tiefen, viel Ehrgeiz hast und mit all diesen Dingen umgehen musst, dann geht das fast beiläufig, dass du auch erkennst, was Leadership bedeutet und was es bedeutet, dein eigenes Leben selbst in die Hand zu nehmen. Es ist für mich total wichtig, egal ob einer Profi Sportler wird oder Top-Fußballer oder -Basketballer, dass er das Beste aus sich herausholt, dass er Energie und Kraft hat, sein Leben anzugehen.

Das macht Ihr smart, dass Ihr mit Trainern arbeitet, weil das die wichtigsten Personen im Sport sind, die mit den Spielern arbeiten. Ich hatte ein paar gute und ein paar schlechte Trainer in meiner Karriere. Schlecht nicht, weil sie mich nicht spielen haben lassen, sondern weil sie mir nichts mitgegeben haben.

Welche Werte und Fähigkeiten haben Dir geholfen erfolgreich zu sein?

Disziplin ist enorm wichtig. Es gab viele Spieler, die talentierter waren als ich oder andere erfolgreiche Spielerkollegen, die es nicht geschafft haben. Also eine gewisse Ausdauer, Geduld, Kontinuität in dem Arbeiten waren enorm wichtig. Auch mit den Niederlagen entsprechend umgehen zu können, immer wieder aufzustehen und immer wieder den Fokus zu haben, das war für mich als Spieler wirklich entscheidend. Ich sage immer meinen Spielern, »es gibt keine Abkürzung zum Erfolg.« Es sieht nach außen immer schön aus, aber großer Erfolg und hohe Leistung werden einem nicht in die Wiege gelegt. Man kann natürlich gute oder bessere Voraussetzungen haben als manch anderer, aber man muss einfach täglich hart daran arbeiten. Die Besten sind die Diszipliniertesten. Gerade die Top-Spieler lassen nie locker. Sie haben immer wieder den Ehrgeiz, Dinge neu und besser zu machen. Das klingt wie eine Phrase, aber das musst du spüren und leben: Glaub nie, dass du irgendwo angekommen bist. Das Ergebnis von gestern zählt heute nicht mehr. Um das Ergebnis von gestern halten zu können, muss ich heute mehr machen.

Der Umgang mit Niederlagen ist entscheidend, ob man auf lange Frist erfolgreich sein kann. In Deiner beruflichen Position bekommst Du auch immer wieder Gegenwind. Wie gehst Du mit Kritik um?

Das ist im Sport so, im Beruf, im privaten Leben … es ist ein Mindset. Leistungssportler sind Wettbewerbsmenschen. Man will gewinnen, man will das Beste geben. Mit der Zeit entwickelt man ein gewisses Selbstverständnis seiner Leistung, das ist ein Prozess. Ich habe in meiner Karriere glücklicherweise auch sehr schwierige Zeiten erlebt, ich habe z.B. Morddrohungen in Italien bekommen und bin häufig als Spieler in der Kritik gestanden, weil ich auch polarisiert habe und nicht immer jedem gefallen habe. Dadurch habe ich eine eigene Linie entwickelt. So ein eigenes Bewusstsein dafür, was du machen kannst. Am Ende musst du abends in den Spiegel schauen und sagen: »Ich hab das gemacht, wovon ich überzeugt bin«. Du musst natürlich manchmal Kompromisse machen, du musst auf Menschen zugehen, aber du darfst nie etwas machen, weil du nicht den Mut hattest, dein Ding durchzuziehen oder populär sein wolltest. Dafür kannst du gerade stehen und Energie für dich selbst entwickeln und andere überzeugen.

Das gesamte Gespräch

Wenn Du wissen willst, welche Tipps und Ratschläge Oliver für junge Trainer:innen und Sportler:innen auf dem Weg zum Erfolg hat, dann höre Dir HIER das gesamte Gespräch als Podcast an.

Layout-Teiler

Foto: Thomas Boecker/DFB

Neben seiner Karriere in der Bundesliga und der Serie-A ist Oliver Bierhoff vor allem für seine Erfolge mit der Nationalmannschaft bekannt, die er mit dem Golden Goal zum EM-Titel 1996 schoss. Seit 2004 ist er Funktionär der Nationalmannschaft, zunächst als Teammanager und seit 2018 als einer von vier DFB-Direktoren.

___ von Silke Mayer.