»Es war eine unglaubliche Zeit«

Maodo Lo ist Weltmeister, mehrfacher Deutscher Meister und spielt Euroleague – warum ihm Basketball allem Druck zum Trotz immer noch so viel Spaß macht

»In dieser Folge des 41Campus-Podcasts sprechen Luis und ich mit Maodo Lo. Maodo wurde mit drei Vereinen deutscher Meister und gewann im Sommer 2023 mit der Nationalmannschaft ungeschlagen die Weltmeisterschaft. In unserem Gespräch erzählt er, welche Einflüsse ihn geprägt haben und welche Eigenschaften ihm geholfen haben, in seinem Sport so erfolgreich zu sein. Ein wichtiger Schlüssel dabei: Leidenschaft und Freude. Wir wünschen euch viel Spaß beim Zuhören.« 

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»Wir haben in Deutschland durch Kontinuität eine gewisse Chemie gefunden.«

Silke: Es war deutlich, dass der Teamgeist [bei der WM] super special war. Das wünscht sich ja jede Mannschaft in jeder Sportart. Wie kam es dazu? Waren es einfach glückliche Umstände? Hat der Trainer da mit einwirken können? Habt ihr so etwas wie Teambuilding gemacht oder war das einfach eine Charaktersache, dass ihr einfach gut zusammengepasst habt?

Maodo: Ich würde sagen, das war die Kontinuität über die Jahre. Wenn man schaut, welche Nationalmannschaften viel Erfolg hatten in den letzten Jahren, dann sieht man Spanien, Griechenland, und da sieht man Kontinuität. In Spanien sind es immer die gleichen Spieler, die jeden Sommer sich melden zur Nationalmannschaft und ihren Sommer aufgeben, ihre Freizeit, um ihr Land zu vertreten. Und das war mit uns und dieser Generation das Gleiche. Mein erster Nationalmannschaftssommer war 2014, da kam ich direkt von der Columbia und bin zur Natio und da war von dieser WM-Mannschaft Dennis dabei und Johannes. Und schon die WM 2017 habe wir mit diesem Core gespielt, den wir jetzt auch haben. Da waren alle dabei: Voigtmann, Giffey, Thiemann. Und dann kommen weitere dazu, Andi Obst, und dann die neue Generation mit Isaac Bonga, Moritz Wagner, Franz Wagner. Wir haben in Deutschland durch Kontinuität eine gewisse Chemie gefunden. Wir Spieler kennen einander und das hilft. Jeden Sommer, immer wieder zusammenzukommen. Man kennt sich, muss gewisse Sachen gar nicht mehr besprechen. Im Sommer hast du nicht viel Zeit, um Spielzüge zu trainieren oder Strategie zu trainieren, sich als Mannschaft kennenzulernen. Es ist ein großer Vorteil, wenn du dich als Mannschaft schon kennst. Und das ist für die  Nationalmannschaft super wichtig. 

Dazu muss man sagen, die Art und Weise, wie der Trainer die Kontinuität genutzt hat und die Mannschaft geführt hat und die Rollen ziemlich klar verteilt hat – das hat geholfen, die Chemie noch weiter zu verbessern und die Qualitäten jedes Spielers zum Vorschein zu bringen. Das hat der Trainer wahnsinnig gut gemacht. 

Diese Kontinuität hat schon damals angefangen, 2015, die EM, als Nowitzki noch dabei war, und das erste Jahr von Dennis, das war auch das erste Jahr von Chris Fleming. Als er 2017 aufgehört hat, da hat er im Abschlussgespräch gesagt, wie wichtig es ist, jeden Sommer zur Nationalmannschaft zu kommen und diese Kontinuität aufzubauen. Ich finde, das war der Grundstein für all das, was passiert. Ich glaube, das haben die Spieler verstanden, die haben das ernstgenommen und sind jeden Sommer wieder zur Nationalmannschaft, und am Ende ist das Resultat das, was es ist. Wir haben erst Bronze gewonnen und jetzt Gold bei der Weltmeisterschaft. Das ist nicht einfach so passiert, sondern das war über die Jahre ein langer Prozess.

»Es fühlt sich nicht wie Arbeit an, wenn du dabei Spaß hast.«

Silke: Was an deiner Persönlichkeit hat dir geholfen, so erfolgreich im Sport zu sein?

Maodo: Leidenschaft, würde ich sagen. Kombiniert mit Disziplin. Man braucht Disziplin, aber die Leidenschaft treibt viele der Charaktereigenschaften oder Attribute, die man vielleicht braucht, um sich zu verbessern oder zu entwickeln. Das Fundament ist Leidenschaft. Ich hab immer Spaß gehabt am Basketball. Ich bin immer glücklich, wenn ich Basketball spiele. Vor allem  als Kind und in der Jugend. Das war für mich ein Dreh- und Angelpunkt. Egal wann, egal wie, ich hab immer Basketball gespielt. Hab mich davon nicht abbringen lassen, hab auch kein Kontra bekommen von meinen Eltern, wurde auch nicht gepusht. Das kam alles aus meinem Wunsch heraus. Trotz nicht präsenter Anerkennung oder Förderung in der Jugend – ich bin immer so ein bisschen unter dem Radar geflogen, war nie Teil der Nationalmannschaft, nie in so einem NBBL-Allstar-Game, nie, nix davon. Das hat mich gestört als Kind, denn das war meine Leidenschaft, meine Liebe, und ich wollte dafür immer Anerkennung, hab sie nie so richtig bekommen, aber hab mich davon nicht abhalten lassen. Mir hat’s einfach so Bock gemacht, Basketball zu spielen. Die Kleinigkeiten: durch die Beine zu dribbeln, jemanden zu crossen, wenn du einen Swish wirfst … so Kleinigkeiten, das sind einfach Sachen, die mir sehr viel Freude gegeben haben. Und diese Leidenschaft habe ich beibehalten. Natürlich war es viel harte Arbeit, aber es fühlt sich nicht wie viel Arbeit an, wie etwas Schwieriges – wenn du dabei Spaß hast. 

»Basketball macht mir brutal Bock – auch jetzt noch, als Profi. Viel Druck und blablabla, Verträge und dies und das, aber am Ende ist es wirklich so: Es macht mir einfach Spaß, so’n Dreier zu ballern, wumm, er geht rein. Nice! Das gibt mir Freude, das gibt mir Lebensfreude. Ist einfach so.«

Luis: Kannst du dich noch daran erinnern, warum sich der kleine Junge Maodo Lo für Basketball entschieden hat?

Maodo: Ja, sehr gute Frage. Ich bin auch so leidenschaftlich, wenn es um Musik geht, ich liebe Musik. Und mein Bruder hat damals so eine Konsole gehabt und hat ein Basketballspiel gezockt, und als das Spiel anging, kam immer eine Melodie, die ich supercool fand als Kind. Dann habe ich diese Melodie mit dem Spiel verbunden, deshalb fand ich immer Basketball cool. Dann habe ich deswegen angefangen, Basketball zu spielen. Dann kam dazu, dass ich ein gewisses Talent für Ballsportarten habe. Es fiel mir einfach leicht, das kam irgendwie natürlich. Als ich angefangen habe im Verein, in der U12, das weiß ich noch ganz genau, habe ich beim DBV angefangen, und da haben die Jungs, die schon länger im Verein waren, Korbleger geübt. Beim ersten Training habe ich direkt mitgemacht und konnte Korbleger einfach schon, obwohl die anderen Jungs das trainiert und trainiert haben. Und da haben die Jungs geklatscht und sich gefreut, dass ein neuer Spieler kommt, der wahrscheinlich ziemlich gut ist. Dieser Moment hat mir als Kind Selbstbewusstsein gegeben. Da wurde die Liebe zum Basketball entfacht. Nicht nur hat es Spaß gemacht, sondern ich habe gemerkt da ist etwas, in dem ich gut bin. Das hat mein Selbstbewusstsein super positiv beeinflusst.

»Wenn man mitbekommt, dass man eine Leidenschaft hat, sollte man der nachgehen. Zu hundert Prozent. Egal, was die Eltern sagen, was die Gesellschaft sagt, was andere Einflüsse sagen. Einfach ausführen und Spaß haben, Freude haben und sich entwickeln. Und schauen, wo das Leben einen hinführt.«

Das Gespräch in voller Länge

Wenn Du wissen willst, was Maodo sich für die Zeit nach seiner Karriere vorstellen kann, dann höre Dir das gesamte Gespräch hier oder hier als Podcast an.

Unser Anliegen im 41Campus ist es, die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in Sportteams wertebewusst zu begleiten. Deshalb wollen wir vor allem Trainer und Trainerinnen in ihrer Vorbild- und Mentorenfunktion stärken. In unserem Podcast spreche ich mit erfolgreichen Menschen im Sport über werteorientiertes Leadership.

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Maodo Lo, 1992 in Berlin geboren, fing beim DBV Charlottenburg mit Basketball an. Während des Studiums an der Columbia University spielte er sich in den Fokus der Nationalmannschaft. Nach der Rückkehr nach Deutschland wurde er mit den Brose Baskets Bamberg, dem FC Bayern München und mit Alba Berlin deutscher Meister. Seit 2023 spielt er für das italienische Spitzenteam Olimpia Mailand. 

Er gehört zum Kern der erfolgreichen deutschen Nationalmannschaft, die erst Bronze bei der EM 2022 und schließlich sensationell Gold bei der Basketball-Weltmeisterschaft 2023 gewann. 



___ von Silke Mayer & Luis Hißmann.

Fotos © Philipp Reinhard