Dirk Nowitzki bin ich zum ersten Mal richtig vor einem Jahr in Detroit begegnet. Von Ann Arbor bis zur Halle der Pistons ist es eine Stunde Fahrt. Es war ein stressiger Tag, weil es gerade die heiße Phase unserer Saison war. Wir hatten am nächsten Tag ein Spiel, Michigan gegen Wisconsin, am Abend zur Prime Time – das sagt, glaub ich, schon alles. Ausverkauft. 12.000 Zuschauer im Crisler Center. Wenn wir das Spiel gewinnen, haben wir gute Chancen auf das NCAA Tournament. Und am Morgen davor hatte ich auch noch eine Statistik-Prüfung – die wäre eigentlich abends während des Spiels gewesen, was natürlich nicht geht, darum musste ich sie vorschreiben. Sieben Uhr morgens ging es los. Das Dirk-Spiel war um halb neun, um elf war es zu Ende, ich war nicht vor eins wieder zu Hause. Auf dem Weg zurück habe ich mir noch die Statistik-Unterlagen angeguckt. Im Nachhinein war es sogar die beste Klausur des Semesters, aber an dem Tag schien alles auf eine Katastrophe hinauszulaufen. Ich habe Dirk auch von der Situation erzählt. Und er so: »Was machst du dann hier? Die lassen dich das hier machen, obwohl du morgen so ein wichtiges Spiel hast?« Er ist einfach ein normaler Typ, du merkst nicht, dass er Dirk Nowitzki ist. Du merkst überhaupt nicht, dass da ein Star vor dir steht. Er hat sich einfach was Frisches angezogen und ist rausgekommen, während die anderen noch geduscht haben. Und wir haben eine Viertelstunde gequatscht.
Basketball und Dirk gehören für mich schon immer zusammen. Seit ich Basketball denken kann. Das ist für mich wie Kaffee und Milch. Ich kann mich deshalb auch an keinen konkreten Zeitpunkt erinnern, an dem ich das erste Mal von Dirk gehört hätte. Die Finalserie 2006 habe ich noch nicht richtig mitbekommen. Da war ich neun, das war noch vor meiner Basketballzeit. Aber die Playoffs 2011 habe ich dann verfolgt, für mich war das wirklich besonders. Meine Eltern und ich haben Urlaub gemacht und waren an irgendeinem See bei Freunden, wo wir keinen Empfang hatten. Das sechste Spiel in Miami konnte ich also nicht gucken. Aber ich war den ganzen Tag extrem aufgeregt und als ich dann wieder zurück in der Zivilisation war, habe ich so schnell wie möglich nachgeguckt, wie es ausgegangen ist. Ich weiß noch, dass ich vor der Saison einmal mit meinem Vater in der Straßenbahn gesessen habe und wir ein Manager-Spiel gespielt haben: Jeder kauft sich Spieler. Wir haben wild diskutiert und ich habe gesagt: »Mein Geheimtipp sind in diesem Jahr die Dallas Mavericks. Caron Butler und all diese anderen.« Tatsächlich hat sich Butler dann ziemlich schnell verletzt, aber in diesem Jahr war die Verletzung von Butler so eine Art Initialzündung. Ich glaube, der hat sich das Knie total kaputt gemacht, aber während der ganzen Saison soll er geschuftet haben wie ein Ochse. Und alle anderen haben gesehen: Der spielt zwar nicht, aber der arbeitet wirklich hart. Dieses Jahr war schon etwas Besonderes. Ich glaube, dieses Jahr 2011 hat mich zum NBA-Fan gemacht.
Als ich acht Jahre alt war, habe ich bei Alba Berlin angefangen, Basketball zu spielen. 2005. Das ist jetzt zwölf Jahre her. Mein Trainer hat mich damals zum Training geholt, obwohl ich zunächst gar nicht unbedingt wollte. Ich hatte drei Jahre vorher schon mal ein Schnuppertraining gemacht, aber das hatte mir eigentlich gar nicht gefallen. Aber mit acht hat es bei mir ganz schnell Klick macht. Ich habe Fußball gespielt wie jeder Junge und war da auch recht gut, aber bei Basketball lief einfach alles ein bisschen easier. Es war keine harte Arbeit, Sachen schnell zu verstehen. Ich habe Basketball und Fußball zwei Jahre lang gleichzeitig gespielt, bis ich mich für einen Sport entscheiden musste, als ich aufs Gymnasium ging. Ich hatte damals einen Wachstumsschub und war plötzlich größer als alle anderen. Es war klar, dass ich noch weiterwachsen würde. Da habe ich mich halt für Basketball entschieden.
Von der NBA hatte ich schon gehört, aber ich war nicht von Anfang an Fan. Das hat so zwei Jahre gedauert, bis ich mich in die Materie eingearbeitet hatte. Das erste Basketballmagazin habe ich 2007 bekommen, nachdem LeBron James von den Spurs zerstört wurde. 4 zu 0. Ich weiß noch: Wir sind aus der Schliemannstraße im Prenzlauer Berg in unsere jetzige Wohnung gezogen, und meine Eltern haben damals die Sachen umgeräumt. Ich saß wütend und traurig bei Oma und Opa, weil ich zuhause bleiben wollte. Zugegeben: Mein Bruder und ich waren immer sehr ungern weg von Mama und Papa. Um mich zu trösten hat mein Opa mir gesagt: »Hier, Moritz, wie wäre es mit einem Basketballmagazin?« Warum nicht, habe ich mir gedacht.
Ab 2011 habe ich dann jeden Bericht über Dirk und die NBA in der Süddeutschen gelesen. Die hatten meine Eltern abonniert, und ich habe darin dann eben jeden Tag nach NBA-Geschichten gesucht. Ich habe sämtliche Nachrichten über Dirk verfolgt, gute und schlechte – und natürlich verbindet das. Ich habe mich schon mit ihm identifiziert, nicht nur, weil er groß und aus Deutschland ist. Ich glaube, dass ich ein Mensch bin, der sich Idealvorstellungen macht und dann danach strebt, sie umzusetzen. Und Dirks Geschichte ist halt perfekt: Ein kleiner Junge geht rüber nach Amerika, die ersten zwei Jahre laufen miserabel, das erste Jahr ist sogar eine Katastrophe. Aber Dirk und Holger Geschwindner haben jahrelang in ihrem Labor vor sich hingearbeitet, also machen sie das weiter. Und dann geht es richtig los.
Bei Alba habe ich jahrelang intensiv mit Henning Harnisch trainiert. Konsti Lwowsky. Sebastian Trczionka. Marius Huth. Sasa Obradovic. Enrico Kufuor. Damals war es eine schwierige und irgendwie auch kontroverse Entscheidung, zum College zu gehen, aber was soll ich machen? Das habe ich damals nicht so gesagt, aber jetzt sage ich das so. Es ist halt mein Leben! Und mittlerweile ist auch alles wieder gut. Konsti Lwowsky und ich schreiben oft, er ist ein richtiger Basketballfreak. Mit ihm bin ich groß geworden, mit ihm habe ich organisierten Basketball gelernt, und deswegen haben wir eine tief verankerte Beziehung. Ich weiß, dass er stolz ist. Manchmal deutet er das an, und ich weiß das sehr zu schätzen. Anfangs war alles irgendwie komisch, als ich gegangen bin. Es war eine ganz neue Situation für mich: Es war seltsam, die Leute zu verlassen, denen ich blind vertraue und mit denen ich jeden Tag zusammengearbeitet habe. Ich habe das geliebt! Mittlerweile überwiegt aber der Stolz auf beiden Seiten, und die Unterstützung, die ich von meinem Verein und meinen Leuten dort immer noch bekomme, ist unvorstellbar. Dafür bin ich sehr dankbar.
Holger Geschwindner habe ich einmal Im Trainingszentrum in der Schützenstraße getroffen, als ich zwölf oder dreizehn war. Ich glaube, das war während der Vorbereitung auf eine EM, Dirk hat in Berlin trainiert. Es waren nur ein paar Leute in der Halle. Ich wusste auch gar nicht, dass Dirk Nowitzki da sein würde, ich war einfach dort, weil ich Training hatte. Ich bin also in die Halle gegangen, aber es war ungewohnt still da, kein Lachen, kein Gebrüll. Man hat nur einen einzigen Ball gehört. Ich komme in die Halle, schaue nach rechts, da stehen ein paar Leute und gucken andächtig. Ich frag mich, warum die alle so konzentriert starren. Dann schau ich nach links und sehe Dirk. Und Holger Geschwindner. Und die beiden ziehen ihr Training durch. Ich habe später ein Foto mit ihm gemacht. Das war mit einem richtig schlechten iPhone und das Foto ist ganz verpixelt, ich habe es auch leider nicht mehr. Die Kamera, die ich benutzen wollte, hat nicht richtig funktioniert, die Batterie war leer, also musste ich mir noch von irgendwem irgendein Handy besorgen. Dirk hat da gesagt: »Lass mich kurz duschen, mein Junge, ich komme nachher wieder und dann machen wir das Foto.« Ich habe also vor der Tür gewartet. Holger kam dann raus und hat mich angelächelt. Und dann hat er das Bild gemacht.
Ich hätte tatsächlich Bock darauf, einmal mit den beiden zu arbeiten. Nicht, weil sie Dirk Nowitzki und Holger Geschwindner sind, sondern weil ich weiß, dass sie Basketball aus einer ganz anderen Perspektive betrachten als normale Basketballer. Wie gesagt: Ich will Basketball verstehen. Ich würde nie behaupten, dass ich das Spiel schon verstanden hätte. Ich strebe so eine Idealvorstellung an, aber ich ahne jetzt gerade erst, wie die aussehen könnte. Ich lerne da tatsächlich viel von meinem kleinen Bruder. Das war mein ganzes Leben lang schon so. Ich lerne mich durch meinen Bruder kennen, weil er ganz ähnliche Sachen macht wie ich. Rückblickend versteht man sich selbst dann besser. Alles muss bei uns perfekt sein. Und wenn es nicht perfekt läuft, dann werden wir grantig. Das ist ja auch eine Philosophie: dass man sich etwas vornimmt, und wenn man es nicht umsetzt, wird man halt nicht besser. Das klingt ziemlich amerikanisch, aber das ist ein Prinzip, das per se nicht nur mit Basketball zu tun hat. Es hilft mir bei allem im Leben.
Ich spiele seit zehn, elf Jahren richtig Basketball, und ich habe jeden Tag mein Bestes gegeben. Das hat 99% der Zeit keinen interessiert. Worüber ich nicht sauer bin. Aber wenn man ein paar gute Spiele hat, ändert sich das schnell. Ich frage mich manchmal, wie Dirk damit umgegangen ist. Ich soll mir immer aussuchen, welchen Namen ich am besten finde. »German Schnitzel« oder »Moe Buckets« und so weiter. Nenn mich Moritz, würde ich am liebsten sagen. Wenn du das erste Mal diese Art Fame bekommst, dann ist das ja Neuland, und du willst das auch richtig erleben. Und die Aufmerksamkeit ist dann auch ein bisschen die Ernte, die man gesät hat. Aber man versteht ziemlich schnell: Darum geht’s nicht. Es geht nicht darum, dass Leute über dich reden. Es geht darum, dass ich gut Basketball spiele, weil ich den Sport liebe.
Ich habe das im letzten Sommer auf jeden Fall viel deutlicher gemerkt als im Jahr davor. Keiner kannte mich. Ich war ein Fragezeichen und habe überrascht. Dieses Jahr hingegen haben die Leute etwas erwartet. Der Hype ist groß, wenn du gut bist. Wenn du dann aber null von sieben von der Dreierlinie wirfst, dann hassen dich alle. Dabei habe ich auch vorher schon mal null von sieben geworfen, und es hat keinen interessiert. Nach dem Louisville-Spiel letzte Saison kamen auch aus Deutschland die ganzen Leute plötzlich an, dabei interessiert College-Basketball eigentlich keinen Menschen in Deutschland. Dachte ich zumindest.
Die Aufmerksamkeit ist nicht immer einfach. Ich bin Student. Ich weiß mittlerweile, dass einem oft die Worte im Mund umgedreht werden. Ich bin wie mein Vater, der einfach sagt, was er denkt. Manchmal muss ich mir beim Post Game-Interview den Mund zuhalten. Da bin ich ganz ehrlich. Man bekommt halt einen Rahmen vorgegeben, aber ich werde manchmal auch grantig. Als College-Spieler hast du eigentlich keine Stimme, da muss ich mir das beim Interview nicht auch noch geben und wie gefesselt dastehen und ein Skript aufsagen. Das kann jeder, das ist langweilig. Wenn ich schon da stehe, dann mach ich mir auch einen Spaß draus. Und dann sage ich manchmal natürlich auch Sachen, bei denen ich im Nachhinein denke: Was habe ich da gerade gesagt?
Mein Vater hat mich mein Leben lang durchschaut. Er ist ja Psychotherapeut, er hat mir schon sehr geholfen und mir beigebracht, mich in andere Leute hineinzuversetzen und zu verstehen, was sie gerade denken. Und was sie wollen. Zum Beispiel die Journalisten. Irgendwie ist ihre Situation auch nachvollziehbar. Es geht um Klicks. Wir sind Kids, die Basketball spielen, und die Journalisten müssen jeden Tag eine große Story darüber raushauen.
Irgendwann werde ich ein Buch über all das schreiben. Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, alles mitzuschreiben, damit ich die Details nicht verliere und vergesse. Das habe ich manchmal mehr, manchmal weniger konstant durchgezogen, aber ich habe einen Plan und wenn ich irgendwann etwas mehr Zeit finde, führe ich das alles zusammen. Ich habe ein paar Geschichten zu erzählen, auch wenn es im Vergleich zu jemandem wie Dirk und Holger Geschwindner natürlich noch nicht viel ist. Aber es kommen ja noch ein paar Kapitel.
Was mir immer wichtig ist und was ich mehr und mehr begreife: Basketball ist mehr als nur ein Spiel. Es geht nicht darum, einfach nur Basketball zu spielen. Man kann den ganzen Hype genießen und sich geil fühlen, und irgendwie ist das vielleicht sogar wichtig. Aber letztendlich hat man eine gewisse Verantwortung, wenn man viele Leute erreichen kann. Und man muss diese Möglichkeit nutzen. Es geht darum, einen guten Umgang mit den Dingen zu haben. Leute zu inspirieren. Ob das jetzt auf dem Spielfeld oder im normalen Alltag ist.
Das ist ja auch etwas, das Dirk verstanden hat. Er hat einen Traum, den Millionen von Basketballern haben, wahrgemacht. Er hat damals zum Beispiel Basketball für mich real und konkret gemacht. Das hat mir Hoffnung gegeben und den Glauben, dass das wirklich geht. Dirk hat Basketball gespielt und er hat geschafft, mir damals dieses Gefühl zu vermitteln. Ich hatte immer dieses Dirk-Poster in meinem Zimmer, auf dem steht: »Alle Träume klingen verrückt. Bis sie wahr werden.« Es gibt Leute, für die ist das alles selbstverständlich. Das ist es aber nicht. Dirk war auch einmal ein schüchterner Junge, aber er hat keine Angst gehabt, die großen Dinge zu träumen. Auch jetzt noch, nach all den Jahren. Trotz abnehmender Athletik. Pay Cuts und Loyalität. Das macht sonst keiner.
Die Begegnung mit Dirk in Detroit hat damals jemand für mich organisiert, aber das musste im Vorfeld mit der NCAA geregelt werden. Man kann da nicht einfach sagen: Wir fahren da jetzt hin, du bekommst ein Ticket und triffst ihn. Da gibt es strikte Regeln. Ich bin noch kein Profibasketballer, ich bin einfacher Student. Wir kriegen kein Geld, wir sind offiziell ja ganz normale Studenten und spielen im Namen Michigans. Aber ich bin nicht nur nach Michigan gegangen, weil ich einen Studienabschluss wollte. Natürlich ist es wichtig für mich, auch einen Ausgleich zum Basketball zu haben. Es ist gut für mich, zu lernen und eine akademische Basis zu haben. Aber ich muss auch ehrlich sagen: Den Uni-Abschluss werde ich irgendwann machen – für Mama. Natürlich ist der ein guter Nebeneffekt und ich bin mir bewusst, dass es mir später im Leben immens weiterhelfen wird. Aber letztendlich will ich in die NBA.
Dabei geht es mir gar nicht ums Geld. Ginge es ums Geld, wäre ich längst Profi geworden. Beim Basketball geht es mir darum, meinen Traum zu verwirklichen und das zu tun, was ich liebe. Natürlich will ich irgendwann damit Geld machen. Weil die Gesellschaft natürlich vorgibt, dass man Geld braucht, um zu überleben. Aber es geht mir nicht darum. Es geht darum, in einer Situation zu sein, in der ich mich wohlfühle und dabei meinen Sport betreiben kann. Das Spiel ist die Basis.
Das war das Coole: Das Gespräch mit Dirk war keine Fragerunde, sondern wir haben über unsere Sachen geredet. Er wusste, wo und wie ich spiele.Wir haben uns ganz gut unterhalten, ich habe paar Fragen gestellt, und er auch: Wie wir gestartet sind, wie es läuft, wie das so ist mit der Uni, und wie ich klargekommen bin, als ich hier rübergekommen bin.
Für die meisten Deutschen ist Dirk Nowitzki einfach ein Basketballer. Die finden ihn irgendwie gut, aber sie kennen ihn nicht wirklich, die wissen nicht, wie wahnsinnig gut er tatsächlich ist. Was für ein Typ er ist. Ich glaube, das ist Dirks Vorteil und auch ein Nachteil: dass er allein den Standard setzt. Er erreicht den Ottonormalverbraucher, was ein normaler Spieler nicht tut, weil Basketball in Deutschland nicht populär genug ist. Deswegen prägt er allein das Bild vom Basketballer. Ein normaler Mensch versteht aber nicht, dass Dirk kein durchschnittlicher Spieler ist. Dirk lässt das alles sehr leicht aussehen. Und wenn du die normalen Leute auf der Straße fragst: »Warum spielen denn nicht mehr Deutsche in Amerika?«, dann sagen die bestimmt solche Sachen wie: »Wir haben keine großen Leute.« Die kennen die Sportart nicht gut genug. Das muss man sich mal geben: Die letzte Basketball-EM lief nicht im Fernsehen – was ist denn das für eine Aktion? Es gibt heutzutage wahnsinnig viele coole Projekte und Initiativen, die Basketball in die Schulen und Kitas bringen. Aber unsere Gesellschaft hat zu wenig Interesse an Basketball allgemein. Was sehr schade ist. In Amerika ist das anders, da bin ich als Basketballer natürlich verwöhnt. Fußball dominiert in Deutschland die Sportberichterstattung. Aber wenn man im Alltag nicht auf Basketball trifft, es nicht im Fernsehen läuft und sich keiner für den Sport interessiert, dann können wir auch nicht erwarten, dass es mehr Dirk Nowitzkis gibt. Darüber könnte ich mich in Rage reden. Das einzige, was der Durchschnittsdeutsche vom Basketball weiß, ist Dirk Nowitzki.
Seine Geschichte ist natürlich die perfekte Story. Die Amis lieben so was: Einer kommt aus einem fremden Land, aus einer Stadt, die natürlich keiner dort kennt, und hat keinen High School- oder College-Basketball gespielt. Er ist keiner, der immer das sagt, was du erwartest und hören willst. Und er hat einen guten Humor und kann Witze über sich selbst machen. Er ist ein authentischer Typ. Authentisch sein heißt: es selber machen. Das kann man von Dirk Nowitzki lernen, glaube ich. Du könntest Dirk Nowitzki kopieren, aber authentisch sein musst du selber. Da schmeißt dich das Leben ins kalte Wasser. Jeder muss seine eigene Art finden. Ich heiße Moritz. Ich bin so, wie ich bin.
Unser letztes Jahr in Michigan ist sehr gut gelaufen, wir hatten ein großartiges Team. Anscheinend hat Dirk das Tournament gesehen, er hat nach dem Halbfinale jedenfalls getweetet: I see you @Moritz_Weasley. Was mich wirklich sehr gefreut hat, it made my day. Ich wäre gerne noch in Michigan geblieben, aber ich habe entschieden, mich für den Draft 2018 anzumelden (mehr dazu auf The Players’ Tribune und www.mgoblue.com). Das ist mein Leben. Vielleicht treffen Dirk und ich uns demnächst einmal in irgendeiner Halle. Auf irgendeinem Spielfeld. Vielleicht wird das eine gute Geschichte, die ich aufschreiben kann. Das nächste Kapitel.